Der Sportkongress, der am 25.03.2017 mit Unterstützung der Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft im Europasaal in Eupen durchgeführt wurde, hatte seine Schwerpunkte in Beiträgen zu einem gesundheitsfördernden sowie gesundheitserhaltenden Sport. Daneben wurden Wege zu einem effizienteren Training in Sportarten, bei denen Ausdauer eine gewisse Rolle spielt, aufgezeigt.
Im ersten Vortrag „Medikamentenmissbrauch und Doping – Zusammenhang und Präventionsstrategien in Sportverbänden“ (Britta Rogowski) wurden die historische Entwicklung und die spektakulärsten Dopingfälle in verschiedenen Sportarten dargestellt. Weiterhin wurde das Prozedere von Dopingkontrollen und die damit oftmals verbundenen Schwierigkeiten erläutert. Es konnte verdeutlicht werden, dass im Umfeld von Sportlerinnen und Sportlern das Thema „Missbrauch und Manipulation“ noch immer nicht mit der nötigen Konsequenz der Vermeidung angegangen wird, um die Akteure vor gesundheitlichen Schäden zu bewahren. Ökonomische Interessen stünden immer noch im Vordergrund.
In der anschließenden Diskussion wurde schnell deutlich, dass noch falsche oder unterschätzte Wahrnehmungen bezüglich Dopingvergehen in gewissen Sportarten (Fußball) vorhanden sind.
Immer wieder sterben vermeintlich gesunde Sportler am plötzlichen Herztod oder erleiden irreversible Schäden durch ihren Sport oder durch Training bei Infekten. In aller Regel wäre dies jedoch zu verhindern gewesen – wichtige Gründe für eine gute Präventionsarbeit, Aufklärung und die vernünftige Anbindung der Sportlerinnen und Sportler an spezialisierte Fachkräfte. Worauf es dabei ankommt und was es zu beachten gilt, wurde in der Präsentation von Dr. med. Ursula Hildebrandt (Leiterin der Sportkardiologischen Ambulanz am Uni-Klinikum Bonn) zum Thema „Infektanfälligkeit und plötzlicher Herztod im Sport“ dargestellt. Es wurde eindrucksvoll die Gefährdung der Organe, insbesondere des Herzens, durch Training mit oder nach Infekten und falscher Belastungsdosierung erläutert. Besondere Aufmerksamkeit ist sowohl der Früherkennung, beispielsweise von Vorschädigungen des Herzens, als auch einem ausreichenden Heilungsprozess nach Infekten zu widmen. Gerade Jugendliche, die bereits ein Leistungstraining absolvieren, sollten regelmäßig kardiologisch untersucht werden. Das gleiche gilt für Neu- oder Wiedereinsteiger in den Sport. Somit könnte die Gefahr eines plötzlichen Herztodes, wie er häufig in Zusammenhang mit sportlichen Aktivitäten oder unmittelbar danach bekannt geworden ist, minimiert werden.
Der Hinweis auf das „Open-Window-Prinzip“ war ebenfalls interessant. Sportlerinnen und Sportler sind gerade nach intensiven Belastungen bzw. hohen Umfängen (z. B. im Rahmen von Trainingslagern) anfällig für Infekte. Daher ist in diesen Situationen besondere Vorsicht geboten.
Im Vortrag „Regenerationsmanagement im Leistungs-/Spitzensport: Verletzungsprophylaxe und Nachsorge, Maßnahmen und Wirkungsweisen“ von Dr. phil. Sabrina Skorski (Institut für Sport- und Präventivmedizin der Universität des Saarlandes), wurde die Bedeutung regenerativer Maßnahmen nach hohen sportlichen Belastungen erläutert. Im modernen leistungssportlichen Training halten viele Trainer und Athleten die (physischen) Belastungen kaum noch für steigerbar, so dass das Augenmerk zunehmend auf die Erholungsprozesse und deren Optimierung fällt. Im Wesentlichen lässt sich das Regenerationsmanagement in die Diagnostik von Erholtheit, Ermüdung und Regenerationsbedarf sowie in Interventionen zur Unterstützung des Regenerationsprozesses strukturieren. Dabei ist festzuhalten, dass sowohl Ermüdungs- als auch Erholungsprozesse auf verschiedenen Funktionsebenen des menschlichen Organismus in unterschiedlicher Geschwindigkeit und Ausprägung stattfinden. Es wurden Instrumente zur Messung von Erholtheit, Ermüdung und Regenerationsbedarf vorgestellt, wie beispielsweise motorische Tests. Zur Bestimmung individueller Ermüdung spielen sogen. Biomarker eine wesentliche Rolle. Zur subjektiven Einschätzung der Belastung und Belastbarkeit durch Sportlerinnen und Sportler wurde ein Sitzung-RPE entwickelt. Dabei handelt es sich um einen Fragebogen, der Aufschluss über die tatsächlich wahrgenommene Belastungsempfindung geben soll. Aus diesen Messungen und Erhebungen lassen sich entsprechende Maßnahmen zur Regeneration und deren Dauer ableiten. Methoden der Körperkühlung oder Saunaanwendungen sind neben ausreichendem Schlaf gute Beispiele für eine wirkungsvolle Regeneration.
Auch wenn bei diesen Maßnahmen keine leistungssteigernde Wirkung festgestellt werden konnte (im Kraftbereich hat die Wärmeanwendung/Sauna sogar eine leistungsmindernde Wirkung gezeigt), sind sie doch als Erholung fördernde Maßnahmen im Trainingsprozess zur Leistungsoptimierung bedeutsam.
„Ausdauertraining – Dauertraining- vs. Intervallmethode?“ lautete das Thema des vierten Beitrages von Dr. rer. nat. Patrick Wahl (Institut für Trainingswissenschaft und Sportinformatik an der Deutschen Sporthochschule Köln). Hier wurden die unterschiedlichen Auswirkungen von hoch-intensivem Training (HIT) mit kurzen Belastungsphasen und dem Training mit höheren Umfängen bei geringerer Intensität aufgezeigt. Dabei standen vor allem die physiologischen Veränderungen im Vordergrund. Hinweise auf Trainingsgestaltung und Belastungsintensitäten sowie Pausenverhalten ergänzten die Ausführungen. Besonders in
den Sportspielen, wo viele Komponenten zu trainieren sind, bewährt sich die Methode durch effektive Ergebnisse bei geringem Zeitaufwand. Ansonsten scheint eine Kombination aus HIT und höhere Umfänge mit geringerer Intensität (SIT) die besten Trainingsresultate zu bringen.
Im abschließenden Vortrag beklagte Diplom-Trainer und Krafttrainingsexperte Martin Zawieja, dass Krafttraining im Kinder- und Jugendtraining leider immer noch viel zu sportartspezifisch ausgelegt und noch nicht die nötige Aufmerksamkeit in der Trainingsgestaltung erfährt. Gerade im Nachwuchsbereich bestehen unbegründete Berührungsängste gegenüber dem Krafttraining. In eindrucksvoller Weise konnte der Referent aufzeigen, dass eine sorgfältige Vorbereitung und eine anschließende kontinuierliche Anwendung des Krafttrainings durch alle Förder- und Entwicklungsstufen (ab dem 10.-11. Lebensjahr) eine immens hohe Bedeutung und nachhaltige Wirkung haben. Krafttraining mit der (Lang-)Hantel stellt eine wichtige Komponente zur Leistungsentwicklung, Leistungsoptimierung sowie Verletzungsvorbeugung in fast allen Sportarten dar.
Insgesamt wurden den Teilnehmern interessante Einblicke in die Bedingungen und Erfordernisse für ein effektives Training im Sinne einer positiven Leistungsentwicklung gegeben. Diskussionsbeiträge aus dem Zuhörerkreis rundeten die Veranstaltung ab.
W. Hartmann